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Hüttentour über den Laufbacher Eck Weg

Katja Wehr • Sept. 14, 2019

Panoramarunde im Angesicht von Höfats und Schneck
über Reichenbach ins Oytal.

An die Bedingungen angepasste Mädels-Hüttentour
 - ganz weit weg vom Alltag.

Wir lieben die Bewegung an der frischen Luft. Draußen zu sein. Wind und Wetter zu spüren.
Das gibt uns ein intensives Gefühl der Zufriedenheit.
Wie könnten wir das besser erleben als bei unserem jährlichen Mädels-Wander-Wochenende?

Auch wenn die Wetteraussichten für die bevorstehende Hüttentour nicht das erhofft perfekte Wanderwetter versprechen, schnüren wir motiviert und gut ausgerüstet unsere Wanderstiefel. Wie immer mit der Gewissheit einen Plan B in der Tasche zu haben und der Einstellung „Alpensalamander statt Allgäuer Panorama Aussicht“ im Hinterkopf, kann auch diese Mädels-Hüttentour nur ein Erfolg werden.

Unsere Wanderung führt uns in 2 Tagen zunächst von Reichenbach auf das Nebelhorn und über das Laufbacher Eck und den Himmelecksattel zur Käser-Alpe. Weiter geht unser Weg dann von dort zum Oytalhaus und mit Bergrollern zurück nach Oberstdorf. Für Tag 3 ist eine separate Tagestour im Anschluss auf den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau geplant.

Bei der Panoramatour über das Laufbacher Eck handelt es sich bei Weitem nicht um einen Geheimtipp. Die Schönheit der Tour und die herrlichen Aussichten auf die Allgäuer Berühmtheiten Höfats, Schneck, Hochvogel & Co haben sich längst herumgesprochen. Insgesamt buhlen über 400 Gipfel auf dieser Wanderung um Aufmerksamkeit.
Und Dank der Nebelhornbahn ist der Ausgangspunkt leicht erreichbar, doch der Trubel entzerrt sich schon unweit des Zeigersattels.

Unterschätzen sollte die herrliche Panoramatour niemand.
Sie wartet mit alpinen Passagen auf und verlangt nach ordentlicher Kondition und passenden Verhältnissen. Ebenso sind ausreichend Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unerlässlich.

Fürs Erste fahren wir vom Langzeit-Parkplatz in Oberstdorf mit dem Bus in wenigen Minuten nach Reichenbach. Bei wolkenverhangenem Himmel, aber noch ohne Niederschlag startet hier unsere Mehrtagestour über den Tobelweg zur Gaisalpe. Als wir dort ankommen, ergießt sich ein erster, kleiner Schauer und wir holen die Regenklamotten aus dem Rucksack. Schnell ist klar, dass wir den Tag mit Entscheidungen „Ziehen wir die Regensachen an oder aus?“ verbringen werden. Eine Regenjacke ist schnell an und aus gezogen, doch bei einer Regenhose will das gut überlegt sein. Außerdem ist frau beim Aufstieg ebenso schnell von innen wie von außen nass. Atmungsaktive Funktionsware hin oder her…

Von der Gaisalpe folgen wir dem Weg Richtung Rubihorn. Über einen Steig durch Wiese und Wald, immer in Richtung eines Felsriegels wandern wir hinauf zum Unteren Gaisalpsee. Die landschaftliche Schönheit ist nur leise zu erahnen. Tief hängen die Wolken. Als wir den See erreichen setzt Regen ein. Wir rasten auf der überdachten Terrasse einer kleinen Schutzhütte direkt am See und genießen ein zweites Frühstück.


Die populäre Aussichtskanzel über Oberstdorf, das Rubihorn, ist nicht auszumachen. Der Aufstieg zum Gipfel und der Weg über den Grat zum Gaisalphorn stehen bei den Witterungsbedingungen nicht zur Diskussion.
Entgegen unserer ursprünglichen Planung setzen wir daher im leichten Nieselregen unseren Weg einfach Richtung Oberer Gaisalpsee und Geißfußsattel fort.

Oben im Sattel ist es sehr windig und der Regen peitscht uns ins Gesicht. Es ist ungemütlich, doch dafür ist keine Menschenseele unterwegs. Eine große Herde Gämsen taucht im Nebel vor uns auf. Ehrfürchtig beobachten wir die Tiere Und plötzlich ist der Alltag gaaaaaananz weit weg.

Mittlerweile dann doch wirklich wasserdicht verpackt steigen wir bedächtig vom Geißfußsattel steil hinab. Die ruppigen Grasflanken verwandeln sich im Regen in eine Rutschbahn. Um möglichst rasch aus dem Wind zu kommen, halten wir uns zunächst zügig auf dem Steig Richtung Seilbahnstation Höfatsblick.

Doch dann reißt der Himmel etwas auf und eine Wolkenlücke verspricht eine kurze trockene Phase. Die nutzen wir und steigen über den steil ansteigenden Steig am Großen Gund zum Gipfel des Nebelhorns auf. Hier oben hätte man den bekannt traumhaften Blick, doch der ist uns nicht vergönnt. Als wir die Gipfelstation erreichen, setzt erneut heftiger Regen ein, der später sogar in Schnee übergeht.
Mit vom Wind und Regen geröteten Wangen hocken wir in der Gipfelbar und gönnen uns Kaffee und Kuchen – egal wie das Wetter tut, wir sind zufrieden!

Das Etappenziel ist schnell erreicht… Ein freundlicher Mitarbeiter der Nebelhorngipfelbahn lädt uns ein, gemütlich und trocken bis zur Station Höfatsblick hinuter zu gondeln. Gleich nebenan im Edmund Probst Haus haben wir uns ein Nachtquartier reserviert. Den Abend verbringen wir in lustiger Runde und bei herrlich leckeren Spinatknödeln in der warmen Stube der Hütte.

Auch am nächsten Morgen erwartet uns leider kein traumhaftes Bergwetter.
So mancher Hüttengast sitzt über Kartenmaterial gebeugt, auf der Suche nach Alternativrouten und trinkt eine weitere Tasse Kaffee. Bei vielen steht die Begehung des Hindelanger Klettersteigs auf dem Programm, doch dazu sind die Bedingungen nicht optimal. Auch wir prüfen erneut den Wetterbericht. Wir sind auf keinem Abschnitt unserer gesamten Tour das erste Mal unterwegs.  Wir wissen also, was uns erwartet und machen uns auf den Weg…

Vom Edmund Probst Haus führt uns unser Weg zum Zeigersattel und weiter Richtung Laufbacher Eck.
Von der Aussicht von einem der schönsten Panoramawegen im Allgäu ist nichts zu sehen!

Nebel. Die Welt ist in Watte gehüllt.

Alles ist ganz leise. Intensiv. Beunruhigend. Ein komisches Gefühl in Kopf und Bauch. Ein bisschen melancholisch. Und irgendwie ganz großartig.

Die steilen Grashänge unter den Seeköpfen und dem Schochen, die Querung unter der Lachenspitze, die Aussicht auf das Koblat mit dem Hindelanger Klettersteig und den großen Daumen, Mädelegabel, Trettachspitze, Widderstein, Schneck und Hochvogel – sie alle sind da, bleiben aber heute von uns unbemerkt.

Konzentriert und in mystischer Stimmung gehen wir. Der Alltag ist wie abgeschnitten.
Wir schalten ab. Das Bergerlebnis ist besonders - in jeder Hinsicht.
Mit ruhigen Schritten erreichen wir den Sattel des Laufbacher Ecks und machen eine Rast.

Vom Sattel wartet ein steiler Abstieg. Wir passieren eine Bergwachthütte und wandern unter der steilen Schneck-Ostwand hindurch wieder hinauf in den Himmelecksattel.

Bevor der lange Abstieg zur Käseralpe beginnt, treffen wir noch auf eine große Murmeltierfamilie. Die pfiffigen Bergmäuse lassen sich in aller Seelenruhe bestaunen und fotografieren.
Wir sind sprachlos und hingerissen…

An der Käseralpe ist der alpine Teil der Tour geschafft, allerdings liegt noch eine weite Strecke über Asphalt und Kieswege durch das Oytal vor uns. Daher leihen wir am Oytalhaus für die letzten fünf Kilometer die schnellen Bergroller aus und düsen mit viel Gelächter und endlich auch wieder im Regen zurück nach Oberstdorf.

Unser Wanderwochenende -Girls on tour- endet dann mit einem herrlich entspannten Tag 3 in der Sauna, statt mit einer knackigen Tagestour auf den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau. Das ist ziemlich untypisch für uns und irgendwie schade, dennoch ist es auch in Ordnung. Der Regen hat Oberstdorf und das Kleinwalsertal fest im Griff und so haben wir Zeit, Pläne für die Hüttentour im nächsten Jahr zu schmieden.


Mädels, vielen Dank für Eure Gesellschaft und unsere besondere Wanderung!

Die Berge beeindrucken nicht nur bei Kaiserwetter.

In diesem Sinne, Eure Katja Wehr

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