Es ist so
weit. Endlich wieder Mädels-Wochenende!
Gemütlich wellnessen, ausgiebig shoppen, entspannt chillen im Baumhaus – alles schön
und gut. Doch nichts für uns! Wie jedes Jahr zieht es uns zum Wandern in die
Berge.
Auf unseren Bergtouren benötigen wir nicht viel, wir sind minimalistisch
unterwegs und wandern mit leichtem Gepäck. Dafür haben wir Zeit für uns und
unsere Freundschaft. Wir genießen die Natur und wunderbare Aussichten. Draußen
aktiv und in Bewegung lassen wir ruckzuck den Alltag hinter uns und kehren
zufrieden und glückselig nach Hause.
Ihr schmunzelt oder lacht? Probiert es aus!
Bei unserer diesjährigen Bergtour werden wir zu Gipfelstürmern und
erobern allein an den ersten beiden Tagen 13 Gipfel!
Ganz nebenbei "sammeln" wir unglaubliche Momente, Ausblicke und Erlebnisse und finden jede Menge wunderschöne
Plätze und ... Pilze.
Unsere Wanderung führt uns in 3 Tagen zunächst über den Grat der Nagelfluhkette vom Mittag in
Immenstadt über den Hochgrat bis zum Hochhäderich an die Grenze zu Vorarlberg.
Weiter geht unser Weg dann von dort über den Imberg nach Steibis und anschließend
zu den Buchenegger Wasserfällen. Die Tour endet am Hündlekopf.
Die Tour über die Nagelfluhkette ist eine großartige und aussichtsreiche
Kammwanderung am deutschen Alpenrand, bei der sich die zahlreichen Gipfel wie
Perlen an einer Kette aneinanderreihen.
Unser
Wanderwochenende ist deklariert „for girls only“ – und dennoch ist es
keine „Mädchen“-Tour!
Dank der Streckenlänge und der zahlreichen versteckten Höhenmeter hat sie es in
sich. Ebenso sind ausreichend Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie eine
gute Kondition für diese Tour mit teils ausgesetzten und gesicherten Passagen
unerlässlich.
Aufgrund der Exponiertheit empfiehlt sich die anspruchsvolle Gratwanderung
ausschließlich bei stabiler Wetterlage.
Wir wissen, was auf
uns zukommt und starten gut vorbereitet und gut gelaunt am dritten
Septemberwochenende am frühen Freitagmorgen an der Talstation der Mittagbahn in
Immenstadt.
Noch ist das Wetter schön, doch wer den Himmel genauer beobachtet, der kann
erkennen, dass die Prognosen für den späten Nachmittag zutreffend sein werden.
Wir müssen mit Regen rechnen und so ist ein gewissenhaftes Zeitmanagement für
unsere Etappe notwendig. Eventuell müssen wir uns auch auf einen Abbruch der Tour
einstellen…
In der Gewissheit
einen Plan B in der Tasche zu haben, sesseln wir zunächst mal ganz gemütlich
mit der Bahn auf den Mittag. Mit rund 14 km und 1300 Höhenmetern haben wir
heute noch ausreichend Anstrengungen vor der Brust und darüber hinaus ist der Aufstieg auf
den Mittaggipfel eher – na sagen wir unattraktiv…
Am Gipfel Nummer 1 geht es dann los. Auf dem gut ausgebauten Wanderweg laufen wir uns ein und
passieren das Bärenköpfle. Nun wird aus dem Weg ein herrlich abwechslungsreicher Pfad und wir steigen bis zum felsigen Gipfelaufbau des markanten Steineberg hinauf. Es gibt einen
Normalweg auf den Gipfel und die Variante über eine etwa 15 Meter lange Eisenleiter
in der Directissima.
Wir entscheiden uns …- für die Spielart mit reichlich Luft unter den Sohlen!
Der zweite Gipfel ist erreicht.
Am Gipfel des Steineberg genießen wir die wunderbare Aussicht. Dennoch setzen wir unseren Weg zügig fort. Es bläst ein recht kräftiger Wind und wir möchten unser Etappenziel, das Staufner Haus, gerne vor dem sicher herannahenden Regen erreichen.
Über wechselnd spannende Wege zunächst bergab und später wieder hinauf erreichen wir auf Wiesen- und Felspfaden, gesicherten Fels- und Gratpassagen das nächste Gipfelziel, den Stuiben (Gipfel 3).
Auf dem Stuiben
machen wir – leider mit Blick auf die Uhr – eine Brotzeit.
Es geht uns wunderbar. Frisch gestärkt brechen wir auf und erklimmen der Reihe nach
den Sedererstuiben (4) und den Buralpkopf (5).
Der Weg geht ein
paar Höhenmeter hinunter und gleich wieder hinauf. Gipfel für Gipfel.
Immer wieder. Durchhaltevermögen und Kondition sind gefragt.
Die nächsten Gipfelziele heißen Gündelskopf (6) und Rindalphorn (7).
Das Erstürmen von 8
Gipfeln an einem Tag oder auf einen Streich entpuppt sich tatsächlich als vor
allem moralische Herausforderung. Vom Gündelskopf führt der Weg steil und
unangenehm zu laufen in Wiesenwegspuren bergab zur Gündlesscharte, um gleich
darauf wieder knackig bergauf zum Rindalphorn zu führen. Und auch wenn uns oben
auf dem zweithöchsten Gipfel der Nagelfluhkette eine wunderbare Aussicht
belohnt, wartet ein weiterer Gipfel auf uns, während sich am Himmel immer mehr Wolken versammeln...
Die Überschreitung
der Nagelfluhkette ist Teil der Europäischen Fernwanderwege E4 und E5 sowie des
Maximiliansweg.
Bei guter Fernsicht kann man das grandiose Panorama des hügeligen
Alpenvorlands, den Alpenhauptkamm und die umliegenden Täler bis hin zum
Bodensee und zum Säntis genießen.
Wir
lassen uns dennoch nicht hetzen. Den mittlerweile zugezogenen Himmel im Auge
marschieren wir weiter. Erneut bergab und gleich wieder hinauf, die vielen
Höhenmeter verbergen sich auf dieser Tour zwischen den Gipfeln.
Wir erreichen den höchsten Punkt unserer Wanderung auf 1834
m. Und obwohl die Hochgratbahn das Tagesgeschäft noch nicht eingestellt hat,
sind wir ganz allein am Hochgrat Gipfel (8). Für das Beweisfoto müssen wir also auf die
ungeliebte Selfie-Technik zurückgreifen!
Vom Hochgrat Gipfel sind
es nur noch wenige Gehminuten bergab und wir erreichen unser Tagesziel, das
heimelige Staufner Haus. Hier haben wir weit im Voraus reserviert.
Während wir noch Kaffee und Kuchen - das
muss einfach sein!!! – genießen, wird es draußen ungemütlich. Der Regen setzt
ein.
Offensichtlich haben wir also alles richtig gemacht, unser Zeitmanagement
scheint perfekt.
Wir sind absolut glücklich über unsere wunderbare und anstrengende Tagesetappe.
Dieser Tag bleibt unvergessen!
In der
Nacht zieht bis zum Morgengrauen eine heftige Regenfront durch.
Der neue Morgen begrüßt uns leider wolkenverhangen.
Also lassen wir uns beim Frühstück Zeit. Das Staufner Haus ist herrlich gemütlich
und wir besprechen die heutige Tagesetappe. Der „Luftige Grat“ vom Staufner
Haus bis zum Hochhäderich hält zwar "nur"
noch 5 weitere Gipfel für uns parat, ist bei Nässe aber eine heikle Angelegenheit und
nicht zu empfehlen.
Gedanklich darauf
eingestellt eine alternative Route zu unserem Tagesziel, der Alpe Hörmoos,
einschlagen zu müssen, packen wir unsere Rucksäcke und starten auf unseren Weg
weiter Richtung Westen.
Doch der
Morgen und seine Ausblicke halten eine Überraschung für uns bereit. Sie sind ein echter Hingucker!
Das Allgäu scheint endlos
weit, die Alpen grenzenlos. Man kann die Freiheit spüren. Wir sind begeistert
und ausgelassen, Nichts hält uns mehr am Boden...
Der Weg ist bereits sehr gut abgetrocknet und das Wetter wird zunehmend freundlicher.
Die
Stimmung ist magisch.
Wolkenschwaden steigen aus den Tälern auf und hier und da
blitzt bereits die Sonne wieder durch.
Der Luftige Grat führt uns - also wie geplant - auf Pfaden und Steigen mit abwechslungsreichen Passagen über die Gipfel Seelekopf (9), Hohenfluhalpkopf (10), Eineguntkopf (11) und Falkenköpfe (12).
Unterwegs haben wir
viel Zeit. Wir machen Fotos, genießen die Natur, staunen immer wieder über die
Aussichten, entdecken Plätze und Aussichtspunkte, bleiben stehen und schauen
den Wolken zu. Wir halten „Huigarte“ und
machen natürlich auch eine ausgedehnte Brotzeit…
Auf der gesamten Kammwanderung macht vor allem Sabine jede Menge Pilze aus. Einer schöner als der andere. Fast bedauert sie, auf einem ausgesetzten Grat ausgerüstet mit Stöcken und Rucksack für 3 Tagesetappen unterwegs zu sein. Frau könnte eine schöne Portion Steinpilze sammeln und abends ein köstliches Pilzgericht zaubern...!
Ein paar Mal können wir vom Grat auch schon unser gebuchtes Nachtquartier ausmachen...
Doch noch fehlt uns
Gipfelstürmern der Schlusspunkt unserer Überschreitung der Nagelfluhkette. Das wilde
und abwechslungsreiche Gelände hat es uns angetan.
Von den Felsspitzen „Falkenköpfe“ geht
es im bekannten bergab-bergauf-Wechsel nun Richtung Hochhäderich. Dabei wandern
wir über rutschige Pfade mit Wurzelwerk und versicherte Steige. An einer
Wegverzweigung entscheiden wir uns natürlich auch wieder für eine kleine
Kraxeleinlage und lassen dafür den rutschigen Waldpfad links liegen. Mein
Kletterherz schlägt höher und so
steigen wir über eine drahtseilgesicherte Rinne aus Nagelfluhgestein rund 7
Meter sicher abwärts.
Entlang
des Grats erklimmen wir über den versicherten Steig den Gipfel Hochhäderich
(13).
Nagelfluh ist die
Bezeichnung für ein spezielles Gestein, das vor allem am Alpenrand zu finden
ist. Es besteht aus Flusskieseln, die zu einem Konglomerat verbacken wurden. Es
ist demnach aus vielen einzelnen Steinen aufgebaut. Das Nagelfluhgestein sieht
so aus, als hätte man Nägel derart tief in den Felsen geschlagen, sodass nur
noch deren Köpfe herausschauen.
Einheimische nennen das Nagelfluh-Gestein auch Herrgottsbeton, weil sich dieses
Phänomen früher niemand erklären konnte und somit der Herrgott dafür
verantwortlich gewesen sein muss.
Dreizehn
Gipfel sind überschritten!
Und es sind in unserer Dokumentation nur 13, weil wir Mittag und Bärenköpfle
einfach gemeinsam am Start als Gipfel Nr. 1 betrachtet haben…
Am Gipfelkreuz des Hochhäderich gibt es stellvertretend für alle 13 Gipfel ein
feines Gipfelschnäpschen und zahlreiche Fotos.
Wir sind stolz auf uns und unsere Leistung!
Der Ausblick ist wunderbar. Der Tag hätte besser nicht sein können.
In der Ferne leuchtet der Säntis.
Und auch der Bodensee lässt sich ausmachen.
Geschafft
aber glücklich laufen wir die letzten Kilometer talwärts bis zum Alpengasthof
Hörmoos.
Und bevor wir uns zum Abendessen niederlassen, kneipen wir noch unsere
heiß-gelaufenen Füße im hauseigenen See.
Auch die Wirtin des Gasthofs Hörmoos hat ein Auge für Pilze und hat sie im Gegensatz zu uns fleißig gesammelt. So bekommen wir als Zugabe zu unserem wunderbaren Tag auch noch unverhofft ein frisches Pilzragout. Begeistert schlagen wir uns die Bäuche voll. Es ist zum Dahinschmelzen lecker.
Überhaupt verbringen wir einen lustigen Abend im Gasthof und schlafen wie die
Könige. Derweil regnet es in der Nacht.
Die Sache mit dem Zeitmanagement und den Blick auf's Wetter haben wir gut im
Griff...
Am
Sonntagmorgen ist es wiedermal wolkenverhangen, aber trocken.
Das Ende unserer Wandertour wird gemütlich. Uns erwarten keine Grate,
ausgesetzte oder drahtseilversicherten Passagen mehr.
Wir verlassen die Alpe Hörmoos und marschieren teilweise über den Oberstaufener
Alpenerlebnispfad zum Imberg und zur Bergstation Imbergbahn. Dabei bietet sich
die Gelegenheit einen Blick von unten auf unsere zurückgelegte Strecke am Grat
zu werfen…
Wir nehmen die Gondel ins Tal und landen in Steibis. Weiter laufen wir zur Alpe Neugreut und folgen dem Wanderweg "Wilde Wasser" zum touristischen Hotspot Buchenegger Wasserfälle.
Da mittlerweile erneut die
Sonne vom hohen Himmel lacht, sehen wir zu, dass wir die Wasserfälle hinter uns
lassen. Zu viele Sonntagsausflügler genießen den schönen Tag und liefern uns
ein heiteres Schauspiel am und um die Wasserfälle.
Wir setzen unseren Weg fort und kehren in der Sennalpe Bärenschwand ein. Es
gibt Bergkäse aus eigener Herstellung, köstlichen Kuchen und kühle Getränke.
Herz, was willst du mehr?
Das Ende der Tour ist schnell erzählt. Von der Sennalpe Bärenschwand erwandern wir unseren letzten Gipfel für heuer und erreichen den Hündlekopf. Von hier geht es dann hinab zur Talstation der Hündlebahn. Dank eines wunderbaren Gönners unserer Wanderunternehmung werden wir von dort zurück nach Immenstadt chauffiert und wir kehren äußerst komfortabel an unseren Ausgangspunkt zurück.
Mit strahlenden Gesichtern. Mit leuchtenden Augen. Voller Freude, Zufriedenheit und Stolz geht jede von uns nach Hause. Eine
super Wanderung. Alles hat gepasst. Einzig die Vierte im Bunde musste
krankheitsbedingt leider passen…
Auch nach ein paar Tagen scheint unsere Zufriedenheit nachhaltig. Eine kurze Erinnerung an unsere
schöne Zeit reicht aus und alle Trübsal verfliegt.
Mädels - DANKE. DANKE. DANKE.
Und... - die Planung für eine Wandertour 2019 läuft. Der Termin ist umzingelt. Dann gehen wir wieder zu viert!
In diesem Sinne wünsche ich allen Mädels-Wochenenden - egal ob aktiv am Berg oder doch im Wellness-Hotel - dass Ihr so zufrieden und froh nach Hause kommt wie wir nach dieser Tour.
Eure Katja Wehr
P.S. Und natürlich wünsche ich auch allen Jungsgruppen so viel Erfolg, wenn sie on tour sind.