Unsere Bergtouren sind längst zur Institution geworden. Gute
Freundinnen aus der alten Heimat machen sich auf und reisen mit der Bahn ins
Allgäu…
Gemeinsam gehen wir dann auf Hüttentour, ohne Männer, nur wir Mädels.
Anfangs sind wir in diesem Kreis losmarschiert, weil ich meinen Freundinnen
meine Begeisterung für die Berge näherbringen wollte und sie entsprechend
neugierig waren, etwas Neues auszuprobieren. Außerdem war es eine gute
Gelegenheit eine kleine Auszeit von der Familie zu nehmen.
Mittlerweile haben alle ihre Leidenschaft und Begeisterung für das Bergwandern
entdeckt. Unsere jährliche Tour wird herbeigesehnt und ihr entgegen gefiebert.
Unterwegs bleibt dann der Alltag zurück. Wir sind sportlich aktiv, können uns
intensiv austauschen, erleben ein bisschen Abenteuer und gleichzeitig können
wir die Natur in vollen Zügen genießen. Über die Jahre haben wir verschiedenste
Situationen und lustige Anekdoten erlebt. Wir haben Wind und Wetter getrotzt.
So sind wir heute nicht mehr nur Freundinnen aus alten Zeiten - uns verbindet
seit nahezu 10 Jahren eine wertvolle Bergkameradschaft!
Am dritten Septemberwochenende brechen wir entgegen unserer sonstigen Gewohnheit einmal nicht „vor dem Aufstehen“ auf. Unsere Genuß-Hüttentour durch die Tannheimer ist eher gemütlich angelegt. Bei bestem Wetter starten wir in Pfronten Steinach an der Talstation der Breitenbergbahn. Über die wild romantische Reichenbachklamm und am Plattenbach entlang, erreichen wir über den so genannten „Bösen Tritt“ die Bad Kissinger Hütte, unser Etappenziel für diesen Tag. Dort stärken wir uns - echt Mädels like – erstmal mit Kaffee & Kuchen, deponieren die Rucksäcke auf der Hütte und nehmen dann den 1985 Meter hohen Aggenstein in Angriff. Grad herrlich ist es oben am Gipfel und entgegen dem bunten Treiben auf der Bad Kissinger Hütte sind wir am Gipfelkreuz sogar einen Moment alleine…
Die wunderbare Aussicht im Herzen steigen wir dann wieder
zur Hütte ab, beziehen unser klitzekleines, niedliches 2-Bett-Zimmer zu dritt
und quetschen uns in den knallvollen Gastraum der Hütte zum Abendmenü.
Lecker ist’s
und grad lustig beim Bier! Und schlafen können wir auch prima. Die beiden
„langen“ Mädels dürfen in den Betten schlafen und die Kürzeste im Team auf
einer Kindermatratze davor. Die Frage der Bettenverteilung stellt sich gar
nichts erst. Ist eh klar!
Frisch mit einem guten Hüttenfrühstück gestärkt setzen wir unsere Tour über den Gräner Höhenweg fort. Da das Wanderwetter hält, was der Wetterbericht verspricht, kommen uns vom Füssener Jöchl her ganze Karawanen von Wanderlustigen entgegen, so dass wir sogar irgendwann unser fröhliches Grüßen einstellen...
Nachdem wir aber das Reintaler Jöchl und die Vilser Scharte hinter uns gelassen haben, wird es beim Anstieg auf den Gipfel der Große Schlicke wieder etwas ruhiger. Alleine können wir unser Gipfelglück dort zwar nicht genießen, doch gibt es einige nette Plätzchen rund um das Gipfelkreuz, um in der Sonne zu sitzen und die Aussicht zu genießen.
Nach unserer Rast dort oben beginnen wir mit dem Abstieg zur
heutigen Übernachtungsstätte, der Otto-Mayr-Hütte. Dort gibt es auf der
Terrasse noch gemütlich Kaffee und köstlichen Kuchen, bevor ein dichter
Wolkenteppich in das Raintal zieht und wir uns in unserem Quartier einrichten.
Für die kommende Nacht gibt es dieses Mal drei vorgesehene Schlafplätze,
allerdings mit stark abfallender Dachschräge und so ist die
Schlafplatzverteilung erneut auch gleich vorgegeben… Die Kleinste kommt ins Eck!
Dennoch sind wir äußerst glücklich, denn auch die Otto-Mayr-Hütte ist mehr als
ausgebucht. Unsere umsichtige Planung und unsere frühzeitige Reservierung
bescheren uns ein gemütliches Zimmerchen… Den Abend verbringen wir mit
einer anderen Mädelstruppe am Tisch und es wird viel erzählt und gelacht. Das
Essen ist wieder super lecker, die Stimmung gut, die Stube dampft … - ein
gelungener Hüttenabend. Zumindest bis zum frühen Morgen schlafen wir auch
wieder bestens, doch dann tobt draußen ein heftiges Gewitter und Graupelschauer
prasseln auf das Dach, unter deren Schräge wir ja liegen.
Noch etwas müde am Tisch sitzend können wir schon beim Frühstück die regen Diskussionen anderer Hüttengäste mitverfolgen: Allerseits wird versucht, die eine schwierige Frage zu lösen: Was zieht man denn nun tatsächlich an warmen und wasserdichten Klamotten an? Offensichtlich geben die Rucksäcke einiges an Outdoor-Equipment her. - Und immerhin - die Terrasse ist von einer Graupelschicht bedeckt und es nieselt leicht vor sich hin.
Nach und nach ziehen die meisten Gruppen gut verpackt von dannen und auch wir machen uns auf den Weg zu unserer letzten Etappe. Getreu unserem Motto „Beim Loslaufen darf frau auch etwas frieren“ geht es zunächst etwas talwärts bis zur Musauer Alm. Unseren ursprünglich anvisierten Weg über die Nesselwängler Scharte hatten wir schon tags zuvor am Gipfel der „Großen Schlicke“ verworfen. Auf der Nordseite liegen bereits zu viel Eis und Schnee. Darüber hinaus warnt die Wirtin Petra auf der Otto-Mayr-Hütte, dass einige Seilversicherungen derzeit defekt seien. Also steigen wir zunächst steil durch Wald und später durch ein Kar zum Sabachjoch auf. Spätestens hier sind wir froh, die langen Unterhosen im Rucksack gelassen zu haben. Im Kar selbst können wir während unseres gesamten Aufstiegs eine große Herde Gämse (vor der Rechtschreibereform „Gemse“) beobachten.
Leider muss die vorgesehene Rast oben am Sabachjoch ausfallen, denn mittlerweile ist das Wetter wieder ungemütlicher geworden. Nebel, Wind und auch heftiger Regen treiben uns auf der Nesselwängler Seite in tiefer gelegene Gefilde und so laufen wir vom Kamm zügig abwärts in Richtung Tannheimer Hütte. (Die Tannheimer Hütte ist aufgrund diverser Behördenauflagen derzeit nicht geöffnet. Ein Sanierungskonzept wird erstellt.)
Da sich Regen und Sonne scheinbar willkürlich abwechseln und es auf der Höhe zwischen Tannheimer Hütte und Gimpelhaus gerade sonnig ist, lassen wir uns zu einer kurzen Rast nieder und genießen die letzten Augenblicke unserer Tour. Uns steht ja nur noch der Abstieg ins Tal nach Nesselwängle bevor, wo wir vom Schellengeläut der Tiere beim traditionellen Fest des Viehscheids begrüßt werden.
Herrliche Ausblicke, fröhliche Stunden und Entspannung in
der Natur durften wir auf unserer Tour durch die Tannheimer erleben – super schee
war’s!
Und das Beste daran, Termin und neue Tour sind bereits fix
für 2018 verabredet!!!
Danke Mädels.
Mit den besten Grüßen, Eure Katja Wehr