Wer als Hausfrau und Mutter das Glück hat, im Nebenberuf
Wanderungen zu planen und Freizeitaktivitäten zu empfehlen, der muss seine
Arbeiten und Pläne flexibel auf den Wetterbericht einrichten. Da sich der
Herbst 2017 im Allgäu an vielen Tagen von seiner schönsten Seite zeigte, war das
Motto klar: „Nix wie raus!“.
Doch auch mir geht es manchmal so, dass der innere Schweinehund erst überwunden
werden muss.
Welche Tour? Eine Runde mit dem Mountain Bike oder doch mit
Rucksack und in Bergstiefeln? Allein
.
Habe ich dazu heute ausreichend Motivation? Bin ich mir selbst genug? Was ist
wenn …?
Oder soll ich nicht doch erst noch Liegengebliebenes erledigen?
Anfang Oktober ist die Gelegenheit noch einmal günstig.
Ein
Tag mitten in der Woche und das Wetter nicht unbedingt golden, dafür trocken,
beständig und nicht kalt. Entsprechend sollte auch nicht viel los sein, am
Iseler und vor allem auf dem vielbegangenen Salewa-Klettersteig.
Passt also! Und
ich fahre nach Oberjoch.
Mit der Wiedhagbahn erleichtere ich mir die ersten
Höhenmeter und steige dann rasch zum Einstieg in den dreiteiligen Klettersteig
auf. Wie erhofft, sind tatsächlich nur wenige Kletterer unterwegs, allerdings kommt
es in der Gruppe vor mir an der sogenannten Schlüsselstelle, der
Bergführerplatte, zu Problemen. Eine junge Klettersteiggeherin ist komplett erschöpft,
lockert ihren Halt und stürzt leicht in ihr Klettersteigset. Gott sei Dank, es
passiert ihr weiter nichts! Sie ist geschockt und hat Angst.
Es geht weder vor
noch zurück, denn auch ihren Begleitern kauft dieser Sturz den Schneid ab. So ist es eine glückliche Fügung, dass ein Teammitglied
der Bergwacht Sonthofen im Steig unterwegs ist. Er weiß zu helfen und kann die junge
Frau und ihre Freunde aus der unglücklichen Lage befreien. Am Ende erreichen
alle den Gipfel des Iseler und können dort nach dem ersten Teilstück den Steig
unverletzt verlassen.
Nach all der Aufregung mache ich ebenfalls am Gipfel eine Brotzeit und setze
dann den kompletten Steig bis zum Kühgundrücken fort. Auf dem markierten Weg,
dem Schmugglersteig, endet meine Abenteuertour wieder an der Bergstation der
Wiedhagbahn und auch ich lande nach erlebnisreichem Tag wohlbehalten im Tal.
_____
Das Wochenende zuvor noch mit einer lieben Freundin in
Stuttgart verbracht, ist es bei nun wirklich goldenem Oktoberwetter ein Muss
das Haus zu verlassen und sich in den Fahrradsattel zu schwingen.
Kurz den
Koffer ausgepackt und die Waschmaschine eingeschaltet.
Schon geht es von der
Haustüre aus los mit dem Rad über den Blender nach Eschach. Eigentlich sollte
es ja auch nur eine kleine Runde werden, einen konkreten Plan gibt es nicht. Ein
bisschen radeln. Die vielen Gespräche und das gemeinsam besuchte Seminar ein
wenig sacken lassen und dabei auch körperlich in Bewegung kommen.
Den Ausblick
auf die Berge genießen. Und schon lasse ich die Wenger Egg Alpe hinter mir und
steuere auf den Aussichtsturm des Schwarzen Grats zu.
Der Schwarze Grat ist mit 1118 m Höhe der höchste Berg
Württembergs. Auf dem Gipfel steht ein hölzerner Aussichtsturm, von dessen
Plattform bei guter Sicht der gesamte Hauptkamm der Alpen, das Alpenvorland und
der Bodensee zu sehen ist.
Die Sonne lacht, die Aussicht ist prächtig.
Nach kurzer Rast auf dem Aussichtsturm setze ich meine
Rad-Runde fort und fahre in großem Bogen über die Alpe Herrenberg hinunter in das
Glasmacherdorf Schmidsfelden. Ich trete in die Pedale und radle den steilen Walkenberg samt Schanze wieder hinauf und über den
Golfplatz mit dem höchsten Abschlag Deutschlands (1011 m) zurück in
Richtung Wiggensbach.
_____
Wenn
eine gute Freundin sich einen ganzen Vormittag frei machen kann, die Sonne
scheint und der Himmel blau ist, kann ich meine Beweglichkeit unter Beweis
stellen und kurzerhand den Tag komplett umorganisieren…
Der Berg ruft.
Den Award für die Hausfrau des Jahres werde ich in dieser Woche sicher wieder nicht
verliehen bekommen. Aber wozu auch? Können muss man auch wollen!
Also geht es gleich am nächsten Morgen erneut nach draußen.
Dieses Mal mit
Bergschuhen und Rucksack - und zu zweit.
Wir entscheiden nach Burgberg zur fahren und oberhalb des Ortes vom Parkplatz
aus die lohnende Tour auf das Burgberger Hörnle, einen Nebengipfel des Grünten,
zu machen. Der steile Anstieg ist wunderschön und abwechslungsreich und er
erfordert Trittsicherheit und etwas Übung.
Am Gipfel genießen wir die
großartige Aussicht auf die Allgäuer Berge und das Illertal und haben das
Gipfelkreuz ganz für uns allein. Zeit eine Brotzeit auszupacken, Sonne zu
tanken und über dies und das zu quatschen…
Schließlich setzen wir unsere
Wanderung über den drahtseilversicherten Grat in Richtung Grünten bis zum
Grüntenhaus fort und kehren von dort über den normalen Wanderweg wieder zurück
zum Auto.
_____
Die Temperaturen sind absolut verlockend, die Landschaft
leuchtet in der herbstlichen Sonne.
Nach einem Tag „draußen-Pause“ und den
allernötigsten Handgriffen im Haus, zieht es mich wieder auf’s Rad.
Einen
wirklichen Plan, wo es hingehen soll, habe ich wieder nicht, aber etwas besser
vorbereitet bin ich dann doch. Rucksack mit Brotzeit, Getränken und Handtuch.
Ja richtig - ein Handtuch!
Das Allgäu ist wie gemacht zum Biken. Und zum Baden,
manchmal auch Mitte Oktober!
Ich werde Schotterpisten, Wanderwege und Singletrails finden
und starte wieder direkt vor der Haustür.
Zunächst komme ich zügig auf der
ehemaligen Trasse des Isny-Bähnles nach Buchenberg voran. Ich entscheide mich
für eine Tour nach Westen und radle Richtung Rechtis. Meine Tour führt ab dem
Weiler Osterhofen auf den langen Trail des Sonneckgrats südlich des Wengener
Tals bis zur Burgruine Altrauchburg. Über viele Kilometer wechseln sich Wald-
und Wiesenpfade ab. Der Weg führt immer auf dem Grat entlang und ist teilweise
technisch anspruchsvoll. Das alte Gemäuer der Altrauchburg ist ein
Ausflugsziel, das man auch mit dem Auto erreichen kann und eine tolle Kulisse
für eine Rast in der Sonne. Es gibt hier auch eine Gaststätte, die zur Einkehr
einlädt und so freue ich mich mit einigen anderen Ausflüglern über das
spektakuläre Blau des Himmels und die bunt gefärbten Blätter.
Nach
meiner Rast setze ich meinen Weg fort und fahre steil bergab nach Kleinweiler.
Kurz führt der Weg an der Hauptstraße entlang bis ich auf den Radweg nach
Bolsternang und zur Klinik Überruh stoße.
Hier kurbele ich mich über einen
Forstweg wieder auf den Höhenzug hinauf, der zum bereits bekannten „Schwarzen
Grat“ führt. Den Aussichtsturm lasse ich heute aus und fahre an der Wenger Egg
Alp vorbei zum Eschacher Weiher.
Der
Eschacher Weiher ist ein wunderbarer Platz und ich baue ihn oft in meine
Radrunden mit ein.
Wann immer es sich anbietet, halte ich an und gehe baden.
Es
ist herrlich, im See abzutauchen und dabei auf die Berge zu schauen…
Ein Handtuch habe ich dabei, mehr brauche ich nicht!
Der See ist kalt. Mit etwas Überwindung, ein paar Höhenmeter und Kilometer in
den Beinen schwimme ich eine Runde. Es ist der Hammer und ich liege noch ein
bisschen in der Sonne.
Cool – 19. Oktober 2017, Eschacher Weiher, 1000 m ü. n.N.
Mit Prickeln auf der Haut fahre ich dann die letzten Kilometer auf altvertrauten Pfaden über den Wasserschmecker Weg und Wagenbühl zurück nach Wiggensbach.
_____
Reformationstag 2017, bundesweiter Feiertag.
Der Wetterbericht sagt Sonne und einen wolkenlosen Himmel voraus.
Die Tochter plant nochmal mit Freunden eine Mehrseillängen-Klettertour zu
gehen, der Sohn trifft sich mit Freunden und mein Mann, ja mein Mann, schnürt
mit mir die Bergstiefel!
Uns zieht es hinauf, möglichst mit Aussicht und möglichst mit kurzer Anfahrt
und ohne Stau…
Wir wählen eine beliebte Tour, die im Allgäu zu den
Klassikern gehört – die Hörner Tour.
Sicher werden wir auf zahlreiche Bergfreunde treffen, der Hörner-Panoramaweg
ist ein sogenannter Hotspot in den Allgäuer Bergen.
Doch auch wir bekommen heute hier, was uns vorschwebt...
Mit der Weltcup-Express-Bahn in Ofterschwang hinauf auf den Berg, einen schönen
Weg, zwei Gipfelziele, Sonne, einen fantastischen Ausblick, klare Luft, einen
Vorgeschmack auf den Winter, Zeit zu quatschen und Pläne für das nächste Jahr
zu schmieden, ein-zwei erste Schneebälle, eine knieschonende Talfahrt mit der
Bahn und zum Schluss einen heißen Kakao in der Hütte.
Von der Bergstation Weltcup-Express laufen wir auf dem
Panoramaweg zunächst um das Ofterschwanger Horn, vorbei am Sigiswanger Horn,
auf das Rangiswanger Horn. Vom Gipfel aus hat man ein
360°-Panorama und es bietet sich eine unglaubliche Aussicht. Ausblicke auf den
Hauptkamm, die Nagelfluhkette, den Bregenzer Wald und das Illertal.
Die Berge sind bereits eingezuckert, es wintert und die Vorfreude auf die
Skisaison und Unternehmungen im Schnee wächst!
Klassischerweise verläuft die Hörnertour auf dem Panoramaweg
von der Berstation der Hörnerbahn zur Bergstation Weltcup-Express oder
umgekehrt.
Wir überschreiten aber quasi das Rangiswanger Horn und machen uns auf den
Rückweg zur Bergstation der Weltcup-Express-Bahn. Dabei nehmen wir schnell noch
den Gipfel Ofterschwanger Horn samt Kreuz und einer rekordverdächtigen Anzahl
von Wandergruppen mit. Alle Welt genießt diesen schönen Abschluss der
Wandersaison auf einer letzten Bergtour – der Winter naht!
Und wir schließen unseren Aussichts-Ausflug mit einem Einkehrschwung in der
urigen Schlitte Hitte ab.
Schee war’s. Dicker Kuss.
Mit den besten Grüßen, Eure Katja Wehr