Der Traum vom Fliegen ist alt und tatsächlich befördern heutzutage zahlreiche Fluggesellschaften so viele Passagiere wie nie zuvor. Für viele von uns ist Fliegen bereits zum Alltag geworden. Kaum jemand macht sich Gedanken über einen Flug, wenn es in den Urlaub oder auf eine Geschäftsreise geht - allenfalls ist es anstrengend und stressig…
Mein
Traum vom Fliegen ist da einfacher und stiller.
Die Welt von oben sehen und dabei Wind und Sonne im Gesicht spüren.
In den blauen Himmel schweben, die faszinierende Bergwelt genießen, die
wirklich große Freiheit spüren – und sehen, was es mit mir macht! Macht es mich
begeisternd laut oder demütig leise? Macht es glücklich? Ändert es meine Sicht
auf die Dinge? Habe ich mit unerwarteten
Ängsten zu kämpfen oder bleibe ich dabei ganz entspannt?
Die Rede ist von einem Gleitschirm Tandemflug.
Schon oft habe ich sie beobachtet, die Gleitschirmflieger, die regelmäßig an
verschiedensten Startplätzen im Allgäu den Himmel erobern. Wunderschön, wenn
sie wie ein Konfettiregen mit den bunten Gleitschirmen vom Himmel auf die Erde
schweben.
Worauf also weiter warten? Ich „mache ernst“ und vereinbare
einen Termin mit Joachim von Himmelsritt Gleitschirm Tandemflüge für ein
Flugabenteuer am Nebelhorn in Oberstdorf.
Schon beim ersten telefonischen Kontakt ist mir klar, das wird ein besonderes
Erlebnis! Joachims Begeisterung fürs Fliegen überträgt sich ganz einfach über
die Telefonverbindung und wir vereinbaren an einem perfekten Tag von der noch
winterlichen Gipfelstation hinein ins Frühjahr in Oberstdorf zu fliegen… - ein
wenig Flugaction, Fotos und ein Video (gibt’s zum Anschauen am Ende des
Beitrags) inklusive.
Anfang April ist es dann soweit.
Es ist der
Wahnsinn und ich kann mein Glück kaum fassen! Strahlendes Blau, Sonne pur
und fast 10 cm Neuschnee am Nebelhorn. Meine
bezaubernde Tochter begleitet mich und wir nehmen eine der ersten Bergfahrten
auf den Gipfel, um als Earlybirds erstmal noch auf Skiern ein paar traumhafte
Schwünge in den Schnee zu ziehen.
Der perfekte Tag. Die Vorfreude könnte größer
nicht sein.
Als ich am
frühen Mittag am Treffpunkt im Tal auf meinen Piloten Joachim stoße, strahle
ich bereits über das ganze Gesicht. Ich bin bereit. Von mir aus kann es
losgehen!
Gemeinsam stellen wir die Ausrüstung zusammen und fahren dann mit der Bergbahn
auf das Nebelhorn. Dabei frage ich Joachim über das Gleitschirmfliegen Löcher
in den Bauch. Zwei seiner Antworten finde ich besonders bemerkenswert.
„Kein Flug ist wie der andere, durch die unterschiedlichen Bedingungen bleibt
es immer eine individuelle Angelegenheit.“
„Viele Passagiere sagen von sich, dass sie sich in der Höhe meistens nicht
wirklich wohl fühlen - und fliegen trotzdem mit!“
Am
Startplatz erklärt mir Joachim den Startablauf, wir legen den Schirm aus und
machen eine Laufübung für den Start. Dann ziehen wir das Gurtzeug an und es
geht los…
Aufgeregt? Mulmig? Nervös? Nein. Eher neugierig gespannt wie sich das Fliegen
ohne Motor und Kabine, nur unter ein paar Quadratmetern Stoff hängend, so
anfühlt.
Wir laufen los und das ist gar nicht so einfach im Schnee. Bis sich der Schirm mit Luft füllt und aufsteigt, hält es uns zurück. Doch dann beginnt der Schirm zu gleiten und unsere Füße verlieren den Kontakt zum Boden. Nur Augenblicke später sind wir in der Luft. Es ist herrlich. Lautlos gleiten wir dahin und glückselig winke ich dem Berg unter mir zu.
Die Aussicht ist fantastisch. Wir fliegen mit den Vögeln. Das Gefühl von Freiheit ist nahezu grenzenlos, dabei hängen wir – zugegeben sehr gemütlich – an einigen Schnüren unter einem Stück Stoff. Meine Augen leuchten und das dauerhafte Lächeln im Gesicht tut fast schon weh.
Oberstdorf und das Tal kommen in Sicht. Doch einfach nur so herunterschweben - das wollen weder Pilot noch Passagier. Wir wollen Spaß und geben Gas. Ich darf an die Steuergriffe und bin überrascht, dass ich ein erstes, kleines Manöver selber fliegen kann. Jetzt fliege wirklich ich!
Das stabile Winterwetter verschafft uns eher ruhige Flugbedingungen und wir haben leider keine Möglichkeit erneut aufzusteigen. Viel zu schnell geht unser Flug seinem Ende entgegen. Doch wow. Wir beschleunigen die Dinge noch, denn ohne eine Karussellfahrt über dem Landeplatz wäre es nur halb so schön. Nach wildem Kreiseln nimmt Joachim die Geschwindigkeit aus dem Flug und lässt uns langsam und sanft auf den Boden gleiten.
Wieder am
Boden ist klar, die Freiheit unter ein paar Quadratmetern Stoff macht glücklich!
Und mir kann es mal wieder nicht wild genug sein...
Dieser erste Himmelsritt wird sicher nicht der letzte sein. Der Stoff macht süchtig.
Und das Beste daran, das Leuchten der Augen und das Strahlen im Gesicht halten nachhaltig
an. Tage und Wochen später setzt das Dauergrinsen allein bei der Erinnerung an
dieses Erlebnis ein. Probiert's aus!
... und hier geht's endlich zum Video...
Mit den besten Grüßen, Eure Katja Wehr