Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, beginne auch ich
als skibegeisterte Bergsportlerin die Winterausrüstung nach und nach im Sommerlager
„einzumotten“ und starte mit den Vorbereitungen von Mensch und Material für die
Mountainbike-Saison. Das Bike will aus dem Winterschlaf erweckt werden und
sollte ohne Frage einem technischen Check unterzogen werden. Als ambitionierte
Hobbyradlerin muss ich mich aber genauso erst wieder „einradeln“. Zumindest
mein Körper möchte zum Start in die Saison an die Bewegung und Belastung auf dem
Fahrrad gewöhnt werden – nicht zuletzt ahnt das Gesäß nichts mehr von dem hohen
Druck auf die Sitzstrukturen!!!
Doch nicht nur Kraft, Kondition und Ausdauer des Sitzfleisches sind
entscheidend. Wie viel Spaß ich beim Biken im Gelände haben werde, hängt
wesentlich von meinem Sicherheitsgefühl und meiner Lockerheit ab. Die Grundlagen
hierfür sind meine persönlichen fahrtechnischen Fähigkeiten.
Fahrradfahren kann doch jeder, wir haben es doch bereits
als Kinder gelernt!
Benötigt man da wirklich ein spezielles
Fahrtechniktraining?
Und zugegeben, wer mit seinem Rad nur gelegentlich zum Bäcker oder ins Eiscafé nebenan
fährt, kommt auch ohne Balance-, Brems- und Bergauf- Übungen oder Tipps
für Steilabfahrten und Spitzkehren sicher dort an. Doch Mountainbiken ist mehr
als nur radeln. Biken im Gelände erfordert Technik. Und mit etwas Übung und mit
Sicherheit wird jeder mehr Spaß beim Biken haben.
Ich finde Mountainbiken cool und rasant. Es macht mir mega viel Spaß!
Leider fällt mir das Biken nicht einfach so zu.
Und so manche Passage im Gelände kauft mir immer wieder den Schneid ab. Ich kann mich nicht überwinden, steige ab und schiebe... Ich muss fleißig an
meiner Fahrtechnik arbeiten und so mit mehr Sicherheitsgefühl und
Entschlossenheit meinem Schiss, meiner Angst vorm Stürzen, entgegenwirken.
Immer wieder auf ein Neues. Erlerntes will gefestigt und ausgebaut werden.
Also stehen mein Mann und ich Mitte April zu einem zweitägigen
MTB-Fahrtechniktraining, angeboten vom DAV Kempten, bereit.
In einer sehr netten und aufgeschlossenen Kleingruppe
starten wir unseren Wochenendkurs zunächst im und um den hauseigenen Bike Garden und
Technikparcours mit verschiedensten Balance- und Standübungen als Grundlage.
Voll konzentriert versuchen wir, jederzeit die Kontrolle über unsere Bikes zu
behalten. Wir fahren blind, umfahren Slalomkurse, umkreisen Seilschnecken in
immer kleineren Kreisen und üben natürlich das aktive Stehen. Weiter geht es
mit Koordinationsübungen. Dabei amüsieren wir uns königlich, während wir versuchen Bälle vom Boden
aufzuheben und sie an markierten Stellen wieder abzulegen. Bei einem dieser Versuche verhasple ich mich dann total und ich sehe nur einen Ausweg aus meiner mit dem Lenker verkeilten Lage. Mit einem beherzten Hecht nach vorn versuche ich die schmerzhafte Bekanntschaft mit meinem Rad zu vermeiden. Wie zu meinen besten Zeiten als Kreisläuferin beim Handball lande ich in der weichen Wiese. Gott sei Dank - nix weiter passiert! Irgendwann habe ich dann den Bogen raus. Komplettiert werden unsere Trockenübungen mit dem Überfahren von Hindernissen. Nach einer Mittagspause beschäftigen
wir uns eingehend mit Bremsmanövern, Bergauffahren und Steilabfahrten in geeignetem Übungsgelände in der Nähe und wagen
uns abschließend an die Spitzkehren und Steinpassagen im Technikparcours des Bike Gardens.
Nach
Stunden intensiven Übens sind alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erledigt, aber zufrieden. Wir freuen uns auf
den zweiten Tag des Kurses.
Gerüstet mit den Übungen vom Vortag starten wir im zweiten
Kursteil zu einer Ausfahrt ins Gelände. Das Aprilwetter ist super und wir fahren
mit viel Zeit und Spaß rund um den Mariaberg, den Blender und nach
Eschach. Es geht darum, das Gelernte
anzuwenden und sich den Herausforderungen im Gelände zu stellen: Trails, steile
Passagen, bremsen auf Schotterwegen, enge Kurven, mit Wurzeln und Steinen verblocktes
Gelände... – an manchen Stellen üben wir wieder und wieder.
Unser Coach versteht es uns zu motivieren und jeden dort zu unterstützen und zu
sichern, wo es (noch) vonnöten ist.
Ich merke, meisterlich fahre ich noch immer nicht, doch das ein oder andere
Hindernis im Kopf kann ich überwinden. So bringe ich es endlich fertig an besonders steilen Passagen anzuhalten und dann kontrolliert im Steilen wieder anzufahren. Ohne Herzrasen steige ich von hinten auf, strecke die Arme, stelle einen Fuß nach dem anderen auf die Pedale (Schokoladenfuß vorne) und lasse meinen Popo über dem Hinterreifen schweben.
Das Training bringt mir Sicherheit und
damit in Zukunft ganz bestimmt mehr Spaß und Genuss beim Fahren.
Schon heute ist klar, auch im nächsten Jahr werden mein Mann und ich uns wieder
mit einem MBT Techniktraining auf die neue Saison vorbereiten… - die DAV
Sektionen bieten da ein vielfältiges Kursprogramm!
Kurios.
Am Tag zuvor noch in Skibekleidung die Pisten am Nebelhorn gerockt, radele ich heute mit meinem Mann der Sonne entgegen!
Wir entscheiden uns für eine MTB-Einsteigerrunde ohne technische Schwierigkeiten,
dafür aber mit Sahnehäubchen - herrliche Ausblicke auf das Halbrund der
Allgäuer, Lechtaler und Tannheimer Gipfel. Die abwechslungsreiche Rundtour eignet
sich mit rund 35 km und vielen kürzeren Anstiegen und Abfahrten mit in Summe
letztlich fast 800 Höhenmetern schon als beachtliche Frühjahrstour.
Los geht’s in Roßhaupten. Über Wald- und Wiesenwege führt die Tour zunächst zum idyllisch gelegenen Faulensee und weiter nach Rieden. Hier machen wie einen Abstecher an und in den trocken gelegten Forggensee. Ich finde diese Mondlandschaft immer wieder faszinierend und ich muss natürlich bei meiner Erkundung zu Fuß auch kurz ein bisschen im Schlamm einsinken… - no risk no fun.
Info zum Forggensee
Der Forggensee ist ein vom Lech durchflossener Stausee in der Nähe von
Füssen im Landkreis Ostallgäu. Mit 15,2 km² Fläche ist er der flächenmäßig
größte Stausee Deutschlands und der fünftgrößte See Bayerns. Der Forggensee
dient der Stromerzeugung und als Hochwasserschutz sowie der Naherholung mit Bade-
und Wassersportmöglichkeiten und mit Schifffahrtsbetrieb. Jedes Jahr im Oktober
wird das Wasser des Stausees zum Hochwasserschutz des Lechs und wegen der
kommenden Schneeschmelze nahezu ganz abgelassen, so dass man auf dem trockenen
Seegrund spazieren gehen kann. Bis spätestens zum 01.06. wird das Wasser des
Forggensees wieder eingelassen. Seine volle Wasserhöhe erreicht der See um den
15. Juni, so dass man ihn als randvoll gefüllten Stausee ohnehin nur vier bis
fünf Monate im Jahr sehen, genießen und erleben kann.
In diesem Jahr allerdings kann der Forggensee vorerst (noch) nicht
wiederaufgestaut werden. Der Betreiber des Stauwerks hat sanierungsbedürftige
Schäden am Staudamm festgestellt. Eine Aufstauung wird sich verzögern, bis die
Arbeiten abgeschlossen sind und der Damm wieder stabil und sicher ist. Das
bedeutet natürlich große Einschränkungen für die Schifffahrt, die Bade- und
Wassersportmöglichkeiten. Einheimische und Urlauber können daher weiterhin die
mitunter reizvolle Mondlandschaft des trockenen Sees genießen und auf die
vielen Alternativen rund um den Forggensee ausweichen.
Wir
setzen unsere Radrunde über Hopfen am See fort und radeln den steilen
Anstieg zur Burgruine hinauf. Die Burgruine Hopfen ist vermutlich die älteste
Steinburg im Allgäu. Von der Ruine bietet sich ein herrlicher Blick über den
Hopfensee und auf die Allgäuer Alpen. Hier hocken wir eine Weile und staunen. Es geht uns einfach gut.
Weiter geht
die Reise zur Alpe Beichelstein. Und endlich gibt es auch eine Brotzeit...
Über das Waldhaus Senkele fahren wir zurück zum Ausgangspunkt in Roßhaupten.
Gleich am nächsten Tag zieht es uns erneut auf den Sattel. Das herrliche Frühlingswetter verleitet uns dazu, bereits so früh in der Zeit die alljährliche, an sich gemütliche Einfahrrunde um den Einstein zu fahren. Dabei führt die Tour in knapp 35 km bei guten 400 Höhenmetern durch 2 Länder und 3 Täler. Wir rechnen auch noch mit ein wenig Schnee und stellen uns auf die eine oder andere Schiebepassage ein.
Von
Pfronten-Ried aus starten wir unsere Tour am Bach entlang ins Vilstal.
Bis zum ehemaligen Zollhaus und an der Kälberhof-Alpe vorbei ist unser Weg in
das Tannheimer Tal noch schneefrei und wir kommen zügig voran. Es ist wunderbar warm, die Sonne lacht und wir treffen kaum eine Menschenseele.
Bereits zu Beginn der Steigung nach Kappl (Schattwald) werden wir mit größeren Flächen Schnee auf unserem Weg konfrontiert. Gut gelaunt machen wir erstmal noch eine Schneeballschlacht.
Doch ab hier und die gesamte Steigung hinauf heißt es immer wieder "Wer sein Rad liebt, der schiebt". Heute wird nicht nur in die Pedale getappt, heute steigen wir ab und auf und auf und ab.
Von Kappl radeln wir gemütlich an der Vils entlang über Zöblen Richtung Tannheim. In Innergschwend kehren wir in der Gaststätte "Zum Öfner" ein. Hier gibt es herrlichen, hausgemachten Kuchen und andere Spezialitäten und wir halten immer an, um auch den Blick auf die Tannheimer Berge und die Gleitschirmflieger am Neunerköpfle zu genießen. Spätestens bei Kaffee und Käsekuchen ist die Schieberei im Schnee vergessen.
Über Grän und das Engetal düsen wir (zwar leider) über Asphalt und auch ein Stück Bundesstraße bergab. Entschädigt wird man aber durch die Kulisse von Einstein auf der einen und Aggenstein auf der anderen Seite. Wir passieren die Fallmühle und kommen über das malerische Pfronten-Dorf zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Ende April, der Löwenzahn boomt und färbt die Wiesen im Allgäu gelb.
Nach dem Techniktraining, Touren an allen Wochenenden und schon zahlreichen Feierabendrunden im MTB-Heimatrevier habe ich den ein oder anderen Kilometer sowie Höhenmeter in den Beinen. Zeit, eine Pause einzulegen - immerhin geht es in Kürze auch für 8 Tage Radelurlaub in den Thüringer Wald und an das Thüringer Meer.
Der Ursprung der Iller liegt etwa 2 km nördlich der Innenstadt von Oberstdorf. Die Stelle ist nur zu Fuß oder per Rad zu erreichen. Hier fließen die von Südwesten aus dem Kleinen Walsertal kommende Breitach, die von Süden heranfließende Stillach und die von Südosten kommende Trettach zur Iller zusammen.
In Oberstdorf entscheiden wir uns bis nach Spielmannsau ins Trettachtal
zu fahren - einfach weil es so schön ist!
Heute ist hier kein Mensch unterwegs! Gasthäuser und Alpen sind noch
geschlossen.
Auf den Höhen liegt der Schnee noch meterhoch.
Wir genießen die Stille und den einmaligen Ausblick auf die
Trettachspitze.
Wie anders sieht das doch aus, wenn die Saison eröffnet ist! Dann wuselt's hier. Spielmannsau
ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Kemptener Hütte und gleichzeitig
Startpunkt für die Alpenüberquerung auf dem Europäischen Fernwanderweg E5.
Dann geht es zurück nach Oberstdorf und wir freuen uns auf eine Stärkung im Oberstdorfer Käsladen. Hier gibt es Allgäuer Spezialitäten und hausgemachten Kuchen. Wir ergattern ein gemütliches Plätzchen und beobachten das bunte Treiben in den Oberstdorfer Gassen. Wunderbar.
Die Kilometer zurück nach Sonthofen bezaubert uns abschließend die Aussicht auf den Grünten.