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Start in die MTB-Saison

Katja Wehr • 2. Mai 2018

Zwei Tage intensives MTB-Fahrtechniktraining

und erste Radrunden zum "Eintappen" im sommerlichen April ...

Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, beginne auch ich als skibegeisterte Bergsportlerin die Winterausrüstung nach und nach im Sommerlager „einzumotten“ und starte mit den Vorbereitungen von Mensch und Material für die Mountainbike-Saison. Das Bike will aus dem Winterschlaf erweckt werden und sollte ohne Frage einem technischen Check unterzogen werden. Als ambitionierte Hobbyradlerin muss ich mich aber genauso erst wieder „einradeln“. Zumindest mein Körper möchte zum Start in die Saison an die Bewegung und Belastung auf dem Fahrrad gewöhnt werden – nicht zuletzt ahnt das Gesäß nichts mehr von dem hohen Druck auf die Sitzstrukturen!!!
Doch nicht nur Kraft, Kondition und Ausdauer des Sitzfleisches sind entscheidend. Wie viel Spaß ich beim Biken im Gelände haben werde, hängt wesentlich von meinem Sicherheitsgefühl und meiner Lockerheit ab. Die Grundlagen hierfür sind meine persönlichen fahrtechnischen Fähigkeiten.

# MTB-Fahrtechniktraining beim DAV

Fahrradfahren kann doch jeder, wir haben es doch bereits als Kinder gelernt!
Benötigt man da wirklich ein spezielles Fahrtechniktraining?
Und zugegeben, wer mit seinem Rad nur gelegentlich zum Bäcker oder ins Eiscafé nebenan fährt, kommt auch ohne Balance-, Brems- und Bergauf- Übungen oder Tipps für Steilabfahrten und Spitzkehren sicher dort an. Doch Mountainbiken ist mehr als nur radeln. Biken im Gelände erfordert Technik. Und mit etwas Übung und mit Sicherheit wird jeder mehr Spaß beim Biken haben.

Ich finde Mountainbiken cool und rasant. Es macht mir mega viel Spaß!
Leider fällt mir das Biken nicht einfach so zu.
Und so manche Passage im Gelände kauft mir immer wieder den Schneid ab. Ich kann mich nicht überwinden, steige ab und schiebe... Ich muss fleißig an meiner Fahrtechnik arbeiten und so mit mehr Sicherheitsgefühl und Entschlossenheit meinem Schiss, meiner Angst vorm Stürzen, entgegenwirken. Immer wieder auf ein Neues. Erlerntes will gefestigt und ausgebaut werden.
Also stehen mein Mann und ich Mitte April zu einem zweitägigen MTB-Fahrtechniktraining, angeboten vom DAV Kempten, bereit.

In einer sehr netten und aufgeschlossenen Kleingruppe starten wir unseren Wochenendkurs zunächst im und um den hauseigenen Bike Garden und Technikparcours mit verschiedensten Balance- und Standübungen als Grundlage. Voll konzentriert versuchen wir, jederzeit die Kontrolle über unsere Bikes zu behalten. Wir fahren blind, umfahren Slalomkurse, umkreisen Seilschnecken in immer kleineren Kreisen und üben natürlich das aktive Stehen. Weiter geht es mit Koordinationsübungen. Dabei amüsieren wir uns königlich, während wir versuchen Bälle vom Boden aufzuheben und sie an markierten Stellen wieder abzulegen. Bei einem dieser Versuche verhasple ich mich dann total und ich sehe nur einen Ausweg aus meiner mit dem Lenker verkeilten Lage. Mit einem beherzten Hecht nach vorn versuche ich die schmerzhafte Bekanntschaft mit meinem Rad zu vermeiden. Wie zu meinen besten Zeiten als Kreisläuferin beim Handball lande ich in der weichen Wiese. Gott sei Dank - nix weiter passiert! Irgendwann habe ich dann den Bogen raus. Komplettiert werden unsere Trockenübungen mit dem Überfahren von Hindernissen. Nach einer Mittagspause beschäftigen wir uns eingehend mit Bremsmanövern, Bergauffahren und Steilabfahrten in geeignetem Übungsgelände in der Nähe und wagen uns abschließend an die Spitzkehren und Steinpassagen im Technikparcours des Bike Gardens.
Nach Stunden intensiven Übens sind alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen erledigt, aber zufrieden. Wir freuen uns auf den zweiten Tag des Kurses.

MTB-Fahrtechniktraining

Gerüstet mit den Übungen vom Vortag starten wir im zweiten Kursteil zu einer Ausfahrt ins Gelände. Das Aprilwetter ist super und wir fahren mit viel Zeit und Spaß rund um den Mariaberg, den Blender und nach Eschach. Es geht darum, das Gelernte anzuwenden und sich den Herausforderungen im Gelände zu stellen: Trails, steile Passagen, bremsen auf Schotterwegen, enge Kurven, mit Wurzeln und Steinen verblocktes Gelände... – an manchen Stellen üben wir wieder und wieder.
Unser Coach versteht es uns zu motivieren und jeden dort zu unterstützen und zu sichern, wo es (noch) vonnöten ist.
Ich merke, meisterlich fahre ich noch immer nicht, doch das ein oder andere Hindernis im Kopf kann ich überwinden. So bringe ich es endlich fertig an besonders steilen Passagen anzuhalten und dann kontrolliert im Steilen wieder anzufahren. Ohne Herzrasen steige ich von hinten auf, strecke die Arme, stelle einen Fuß nach dem anderen auf die Pedale (Schokoladenfuß vorne) und lasse meinen Popo über dem Hinterreifen schweben.
Das Training bringt mir Sicherheit und damit in Zukunft ganz bestimmt mehr Spaß und Genuss beim Fahren.
Schon heute ist klar, auch im nächsten Jahr werden mein Mann und ich uns wieder mit einem MBT Techniktraining auf die neue Saison vorbereiten… - die DAV Sektionen bieten da ein vielfältiges Kursprogramm!

# Beichelsteinrunde

Kurios. Am Tag zuvor noch in Skibekleidung die Pisten am Nebelhorn gerockt, radele ich heute mit meinem Mann der Sonne entgegen!
Wir entscheiden uns für eine MTB-Einsteigerrunde ohne technische Schwierigkeiten, dafür aber mit Sahnehäubchen - herrliche Ausblicke auf das Halbrund der Allgäuer, Lechtaler und Tannheimer Gipfel. Die abwechslungsreiche Rundtour eignet sich mit rund 35 km und vielen kürzeren Anstiegen und Abfahrten mit in Summe letztlich fast 800 Höhenmetern schon als beachtliche Frühjahrstour.

Ausblicke auf Forggensee, Tegelberg, Schloss Neuschwanstein und Säuling...

Los geht’s in Roßhaupten. Über Wald- und Wiesenwege führt die Tour zunächst zum idyllisch gelegenen Faulensee und weiter nach Rieden. Hier machen wie einen Abstecher an und in den trocken gelegten Forggensee. Ich finde diese Mondlandschaft immer wieder faszinierend und ich muss natürlich bei meiner Erkundung zu Fuß auch kurz ein bisschen im Schlamm einsinken… - no risk no fun.

Info zum Forggensee

Der Forggensee ist ein vom Lech durchflossener Stausee in der Nähe von Füssen im Landkreis Ostallgäu. Mit 15,2 km² Fläche ist er der flächenmäßig größte Stausee Deutschlands und der fünftgrößte See Bayerns. Der Forggensee dient der Stromerzeugung und als Hochwasserschutz sowie der Naherholung mit Bade- und Wassersportmöglichkeiten und mit Schifffahrtsbetrieb. Jedes Jahr im Oktober wird das Wasser des Stausees zum Hochwasserschutz des Lechs und wegen der kommenden Schneeschmelze nahezu ganz abgelassen, so dass man auf dem trockenen Seegrund spazieren gehen kann. Bis spätestens zum 01.06. wird das Wasser des Forggensees wieder eingelassen. Seine volle Wasserhöhe erreicht der See um den 15. Juni, so dass man ihn als randvoll gefüllten Stausee ohnehin nur vier bis fünf Monate im Jahr sehen, genießen und erleben kann.
In diesem Jahr allerdings kann der Forggensee vorerst (noch) nicht wiederaufgestaut werden. Der Betreiber des Stauwerks hat sanierungsbedürftige Schäden am Staudamm festgestellt. Eine Aufstauung wird sich verzögern, bis die Arbeiten abgeschlossen sind und der Damm wieder stabil und sicher ist. Das bedeutet natürlich große Einschränkungen für die Schifffahrt, die Bade- und Wassersportmöglichkeiten. Einheimische und Urlauber können daher weiterhin die mitunter reizvolle Mondlandschaft des trockenen Sees genießen und auf die vielen Alternativen rund um den Forggensee ausweichen.


Wir setzen unsere Radrunde über Hopfen am See fort und radeln den steilen Anstieg zur Burgruine hinauf. Die Burgruine Hopfen ist vermutlich die älteste Steinburg im Allgäu. Von der Ruine bietet sich ein herrlicher Blick über den Hopfensee und auf die Allgäuer Alpen. Hier hocken wir eine Weile und staunen. Es geht uns einfach gut.

Brotzeit Alpe Beichelstein

Weiter geht die Reise zur Alpe Beichelstein. Und endlich gibt es auch eine Brotzeit...
Über das Waldhaus Senkele fahren wir zurück zum Ausgangspunkt in Roßhaupten.

Am Ende der Runde gibt es zufriedene Gesichter. Eine tolle Tour. Doch das ist auch kein Wunder. Ein Wahnsinns-Wetter, wunderbare Ausblicke, ein guter Wurstsalat und endlich wieder biken...

# Einsteinrunde

Gleich am nächsten Tag zieht es uns erneut auf den Sattel. Das herrliche Frühlingswetter verleitet uns dazu, bereits so früh in der Zeit die alljährliche, an sich gemütliche Einfahrrunde um den Einstein zu fahren. Dabei führt die Tour in knapp 35 km bei guten 400 Höhenmetern durch 2 Länder und 3 Täler. Wir rechnen auch noch mit ein wenig Schnee und stellen uns auf die eine oder andere Schiebepassage ein.

Von Pfronten-Ried aus starten wir unsere Tour am Bach entlang ins Vilstal.
Bis zum ehemaligen Zollhaus und an der Kälberhof-Alpe vorbei ist unser Weg in das Tannheimer Tal noch schneefrei und wir kommen zügig voran. Es ist wunderbar warm, die Sonne lacht und wir treffen kaum eine Menschenseele.

Bereits zu Beginn der Steigung nach Kappl (Schattwald) werden wir mit größeren Flächen Schnee auf unserem Weg konfrontiert. Gut gelaunt machen wir erstmal noch eine Schneeballschlacht.
Doch ab hier und die gesamte Steigung hinauf heißt es immer wieder "Wer sein Rad liebt, der schiebt". Heute wird nicht nur in die Pedale getappt, heute steigen wir ab und auf und auf und ab.

Von Innergschwend nach Grän

Von Kappl radeln wir gemütlich an der Vils entlang über Zöblen Richtung Tannheim. In Innergschwend kehren wir in der Gaststätte "Zum Öfner" ein. Hier gibt es herrlichen, hausgemachten Kuchen und andere Spezialitäten und wir halten immer an, um auch den Blick auf die Tannheimer Berge und die Gleitschirmflieger am Neunerköpfle zu genießen. Spätestens bei Kaffee und Käsekuchen ist die Schieberei im Schnee vergessen.
Über Grän und das Engetal düsen wir (zwar leider) über Asphalt und auch ein Stück Bundesstraße bergab. Entschädigt wird man aber durch die Kulisse von Einstein auf der einen und Aggenstein auf der anderen Seite. Wir passieren die Fallmühle und kommen über das malerische Pfronten-Dorf zurück zu unserem Ausgangspunkt.

# Entlang der Iller

Ende April, der Löwenzahn boomt und färbt die Wiesen im Allgäu gelb.
Nach dem Techniktraining, Touren an allen Wochenenden und schon zahlreichen Feierabendrunden im MTB-Heimatrevier habe ich den ein oder anderen Kilometer sowie Höhenmeter in den Beinen. Zeit, eine Pause einzulegen - immerhin geht es in Kürze auch für 8 Tage Radelurlaub in den Thüringer Wald und an das Thüringer Meer.

Doch der Sommer im April 2018 lässt nicht nach. Da wäre es eine Schande, nicht auf dem Bike unterwegs zu sein.
Also bleiben wir ganz einfach im Tal und radeln genüsslich eine Strecke, die wir vor vielen Jahren gerne mit unseren Kindern gefahren sind. Von Sonthofen bis Oberstdorf führt unser Weg immer an der Iller entlang. Dabei machen wir in Fischen Halt und beobachten die Eichhörnchen. Am Illersprung halten wir den dicken Zeh ins kühle Nass.

Der Ursprung der Iller liegt etwa 2 km nördlich der Innenstadt von Oberstdorf. Die Stelle ist nur zu Fuß oder per Rad zu erreichen. Hier fließen die von Südwesten aus dem Kleinen Walsertal kommende Breitach, die von Süden heranfließende Stillach und die von Südosten kommende Trettach zur Iller zusammen.

In Oberstdorf entscheiden wir uns bis nach Spielmannsau ins Trettachtal zu fahren - einfach weil es so schön ist!
Heute ist hier kein Mensch unterwegs! Gasthäuser und Alpen sind noch geschlossen.
Auf den Höhen liegt der Schnee noch meterhoch.
Wir genießen die Stille und den einmaligen Ausblick auf die Trettachspitze.
Wie anders sieht das doch aus, wenn die Saison eröffnet ist! Dann wuselt's hier. Spielmannsau ist Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Kemptener Hütte und gleichzeitig Startpunkt für die Alpenüberquerung auf dem Europäischen Fernwanderweg E5.

Dann geht es zurück nach Oberstdorf und wir freuen uns auf eine Stärkung im Oberstdorfer Käsladen. Hier gibt es Allgäuer Spezialitäten und hausgemachten Kuchen. Wir ergattern ein gemütliches Plätzchen und beobachten das bunte Treiben in den Oberstdorfer Gassen. Wunderbar.
Die Kilometer zurück nach Sonthofen bezaubert uns abschließend die Aussicht auf den Grünten.

Fahrrad fahren und Mountainbiken sind eine feine Sache. Und mein Ziel ist dabei, eine gute Zeit auf dem Bike zu haben.
Selbstverständlich freue ich mich, wenn ich an meinen persönlichen Herausforderungen wachsen kann. Die nächste Mountainbike-Stufe zu erreichen, ist immer der Plan, der Wunsch, mein persönlicher Ehrgeiz.
Viel weniger geht es mir um Zeiten, Kilometer, Höhenmeter und Rekorde. Das Erlebnis in der Natur, die Ausblicke und die Zeit, die ich draußen verbringen kann - das sind meine Maßgaben für Wohlbefinden und Spaß.

In diesem Sinne - Tappt euch gut ein in die noch junge Saison, habt Spaß und bleibt gesund.
Ride on!
Eure Katja Wehr

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